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#37

Der alte Glaube, 1910, Jg. XII, Sp.540-545

Erdmann, F., Damm
Der Kinematograph als Volkserziehung

Der Kinematograph ist noch jung und doch hat er mit Siebenmeilenschritten einen Siegeszug ohne Gleichen durch unsere Bildungswelt angetreten.

Erst im Jahre 1896 wurde in Lyon der erste praktische Kinematograph hergestellt. Die meisten Zeitgenossen werden sich einen lebhaften Eindruck von der ersten Vorführung bewahrt haben, die noch unter mancherlei Unvollkommenheiten zu leiden hatte. Das Auge wurde auf die Dauer von dem Flimmern der Bilder geblendet, das Ohr wurde durch das Klappern des Mechanismus beleidigt. Mit der fortschreitenden Technik schwanden alsbald diese Nachteile, der Kinematograph hat es inzwischen zu einer bewundernswerten Höhe in der Vorführung der verwickeltsten Lebensvorgänge gebracht: Das Aufblühen einer Blume zeigt er uns ebenso treffend wie die Entwicklung einer Feldschlacht, den Flug eines Geschosses ebenso gut wie die Maschine in ihrer Tätigkeit, den Parademarsch einer exerzierenden Truppe stellt er ebenso genau dar wie das Gewimmel bei dem Einlaufen eines Eisenbahnzuges auf einem Bahnhof, das Spiel von Kindern lässt er uns ebenso naturgetreu beobachten wie etwa die Aufregungen einer Tigerjagd mitmachen. In dem Phonographen hat er sich dabei einen Bundesgenossen erworben, der seine eigene Leistung ergänzt und in der Wirkung verstärkt.

Es gibt tatsächlich kein Gebiet des Natur- [Naturlebens] und Menschenlebens, an dessen Darstellung der Kinematograph sich noch nicht gewagt hätte. Nur das Feld religiösen, kirchlichen Lebens ist ihm ziemlich fremd geblieben. Sonst müssen Geographie, Geschichte, Naturkunde, Handel, Industrie und Technik, Ereignisse besonderer Art, Gegenstände des täglichen Lebens u. s. f. dem Kinematographen Stoff liefern. Mit besonderer Vorliebe legt er sich auf die realistische Wiedergabe von Szenen und Handlungen aus der Nachtseite des gesellschaftlichen Treibens.

Bedenkt man, dass der Zutritt zu den kinematographischen Aufführungen für wenige Groschen zu erlangen ist, so begreift sich, das der Kinematograph sich zu einem Volksbildungsinstitut ersten Ranges entwickelt hat. Neben seiner volkserzieherischen Bedeutung müssen andere moderne Bildungseinrichtungen, wie die Theater, Vorträge u. a. m. zurücktreten, soweit es wenigstens die breiten Schichten des bürgerlichen Mittelstandes wie der Arbeiterschaft betrifft. Jeder grössere Ort von einigen 10 000 Einwohnern besitzt heutzutage ein oder gar mehrere Kinematographentheater, eine zahlreiche Zuschauermenge füllt sie zu den verschiedensten Tageszeiten, die Unternehmer, sowohl die Fabrikanten wie die Theaterbesitzer, machen glänzende Geschäfte. Denn der Kinematograph weiss jedem Interessenten etwas zu bieten und dem Ernst wie dem Humor, der Unterhaltung wie der Belehrung Rechnung zu tragen, mag der Zuschauer jung oder alt, Mann oder Frau, gebildet oder ungebildet sein. Es ist nicht zu viel gesagt: Wo nur ein Dorf eine Gastwirtschaft besitzt, da taucht in gewissen Zeitabschnitten der wandernde Kinematograph auf und übt hier die gleiche Zugkraft aus. Wenn er sich hier auch seltener zeigt, so bildet gerade deswegen sein Auftreten ein um so wichtigeres Ereignis im stillen Dorfe und hinterlässt einen um so nachhaltigeren Eindruck: Das Geschaute im Verein mit dem Gehörten bietet auf lange Zeit einen Gesprächs- [Gesprächsstoff] und Gedankenstoff.

Der Kinematograph erfreut sich vor anderen Bildungsmitteln, die man sehend und hörend auf sich wirken lässt, ausser der Billigkeit eines doppelten Vorzuges: der Handlung und der Anschaulichkeit, wie sie sonst nur das Theater alten Stils aufzuweisen hat. Aber selbst dieses übertrifft er weit in der Leichtigkeit und Genauigkeit, mit welcher er sich der allerverschiedensten Lebensgebiete bemächtigt; das Theater ist durch zeitliche, räumliche, persönliche und noch manche andere Schranken eingeengt, mag es auch seinerseits dem Kinematographen ebenso überlegen sein wie die Kunst der Mache. Aber wirkliche Kunst wird trotz aller Popularisierung, trotz aller Kunsterziehungsversuche immer das Privilegium einer geistigen Aristokratie bleiben, mag sie nun bloss genossen oder ausgeübt werden. Dem Geschmack und der Bildungsstufe der breiten Massen wird der Kinematograph besser Rechnung tragen und daher auch zusagen.

Eine wichtige und segensreiche Aufgabe wird dem Kinematographen sicher auf dem Gebiete der Pädagogik innerhalb der Kinderwelt, innerhalb der Schule zufallen. Während das "Kindertheater" stets nur einer beschränkten Zahl von Kindern zugänglich sein wird und sich überdies sowohl gegen Theatervorstellungen für Kinder als auch gegen solche von Kindern gewichtige Bedenken erheben lassen, so dürfte die Zeit nicht mehr fern sein, wo jede grössere Schule ihren Kinematograhen [Kinematographen] im Unterricht besitzt und es zugleich in der Hand hat, schädliche Einflüsse auf die Kinder zu vermeiden. Der Kinematograph wird bald für eins der notwendigsten Utensilien, wenn nicht für das notwendigste gelten und manche andere, wie Anschauungsbilder, - auch die mit Hilfe von Licht dargebotenen - verdrängen. Denn er trägt in einem bisher noch nicht dagewesenen Masse dem Grundsatze der Anschaulichkeit, der seit Pestalozzi unsere gesamte Unterrichtsmethode in allen Fächern beherrscht, Rechnung. Was sollen alle Beschreibungen, alle Abbildungen bedeuten neben dem Leben selber, der Entwicklung, der Handlung, welche der Kinematograph dem Auge und in Verbindung mit dem Phonographen auch dem Ohre bietet! Wieviel schneller, müheloser und eindrucksvoller erreicht der Kinematograph sein Bildungsziel! Darum bringt auch unsere Kinderwelt ihm bekanntlich das grösste Interesse entgegen, darum stellt sie die Hauptzahl der Besucher, darum werden in den Schulen im Einvernehmen und unter der Aufsicht von Lehrern Kindervorstellungen gegeben.

Vielleicht ist der erste, leitende Gesichtspunkt für diese Kindervorstellungen im Rahmen der Schule weniger der Bildungszweck gewesen, als die Absicht zu verhüten, dass üble Einflüsse auf die Kinder ausgeübt wurden. Dazu lag und liegt noch heute aller Grund vor. Denn einerseits hatte der Kinematograph es weniger auf wirkliche Bildung der Zuschauer als auf blosse Unterhaltung und Vergnügung abgesehen, andererseits mussten zahlreiche Darbietungen geradezu entsittlichend wirken. Das führt uns auf die sittliche Seite des Kinematographen.

Im "Alten Glauben" ist auf diesen Punkt vor kurzem unter der Rubrik der "Kleinen Nachrichten" unter Mitteilung von einigen Einzelheiten aus der Schrift von Pastor Walter Konradt mit dem Titel "Kirche und Kinematograph" besonders aufmerksam gemacht worden. Schon daraus ergibt sich, dass der Kinematograph eine geradezu verwüstende Wirkung auf die grosse, vornehmlich aber auf die kleine Welt haben muss. Der Verfasser jener Schrift führt ein Wort des Bischofs Ketteler an, das zwar einem anderen Zusammenhange entnommen ist, aber das Treiben der Kinematographenleute trifft: "Hoch über solchen Künstlern steht der Latrinenarbeiter; er führt den Kot hinaus, sie führen ihn ein, bis alles mit Gestank erfüllt ist." Der Kinematograph hat sich mit Vorliebe die Nachtseiten des Lebens zum Gegenstande ausgesucht und stellt sie mit einer Realistik dar, die an gemeiner Nacktheit und Offenheit nichts zu wünschen übrig lässt. Der ständige Besucher dieser Schaustellungen, dem immer wieder Ehebrüche, Mordtaten, Diebstähle, Hinrichtungen, Überfälle usw. vorgeführt werden, muss in seinem sittlichen Empfinden zuletzt abgestumpft oder mehr noch, verdorben werden; er muss auf den Gedanken kommen, dass alle diese Handlungen, weil sie mit dem Schein selbstverständlicher Allgemeinheit auftreten, natürlich und berechtigt seien und darum auch von ihm ungescheut begangen werden dürfen. "Wenn man," so schreibt Konradt, "bedenkt, dass in 250 Stücken 97 Morde, 52 Ehebrüche, 19 Verführungen, 22 Entführungen, 45 Selbstmorde vorkommen und 176 Diebe, 25 Dirnen, 35 Trunkenbolde auftreten, dann muss man einsehen, dass es so nicht weitergehen kann.

Wie harmlos nimmt sich neben diesem Kehrichthaufen etwa der Schaubudenbesitzer aus, der nach meiner lebhaften Kindheitserinnerung auf dem Jahrmarkt der Stadt erschien, mit dem Stock auf eine Reihe blutrünstiger Bilder hinwies und sie mit einem entsprechenden Gesange von der "grossen Mordgeschichte, die sich zugetragen hat", erklärte! - Mit einer Aufzählung derartiger Widerwärtigkeiten aus dem Spielplan des Kinematographen möchte ich die Leser nicht anekeln. Es mag genügen, wenn als Muster die Geschichte der Grete Beyer, die - leider - keinem Zeitungsleser erspart geblieben ist und in der sich die unsittlichsten Scheusslichkeiten aller Art geradezu häufen, genannt wird.

Die Wirkungen eines solchen Anschauungsmaterials lassen sich natürlich nur in den seltensten Fällen greifbar, etwa zahlenmässig beschreiben. Immerhin ist auch in zahlreichen Fällen festgestellt worden, dass die Saat zu Lastern und Verbrechern durch den Kinematographen ausgestreut worden ist. Am meisten gefährdet erscheint die Jugend. Jedenfalls reicht die verderbliche, ja vergiftende und verpestende Macht des Kinematographen weit und tief über die einzelnen Fälle hinaus, von denen sie sich nachweisen lässt. Hier gilt weder menschliches noch göttliches Recht: Recht ist, was erlaubt ist! Hier gilt auch nur ein einziges Gebot: Lass dich nicht erwischen! Und so gewiss in dem Naturboden jedes Menschenherzens eine Empfänglichkeit für diese Art Ethik entgegenkommt, so gewiss muss sie manchen unbefestigten Charakter ins Verderben ziehen.

In diesem Zusammenhange wird klar, wie es kommt, dass der Spielplan des Kinematographen den unsittlichsten Handlungen den breitesten Raum gewährt. Das Geschäftsprinzip des grösstmöglichen Gewinnes beherrscht das Kinematographenwesen. Die Spekulation auf die Lüsternheit des Publikums verrechnet sich nie: Je pikanter die Szenen, je aufregender die Stoffe, je sensationeller die neueste Neuheit, um so sicherer die Aussicht auf ein volles Haus und - volle Kassen der Unternehmer. Es ist hier dasselbe Elend wie mit der Masse unserer Theater, Schundbilder und Schmutzschriften, die sich an sensationellem Nervenkitzel des Publikums zu überbieten suchen, nur um ihr Geschäft zu machen. Und wenn ich nun noch darauf aufmerksam mache, dass die Heimat des Kinematographen Frankreich ist und bis heute von dort aus auch der deutsche Markt in der Herstellung der "Films" durch französische Firmen beherrscht wird, so ist der sittliche Tiefstand des Kinematographen, wieder ähnlich dem des Theaters, reichlich begründet.

Zugleich ist damit eine Lücke in dem Spielplan des Kinematographen ausreichend erklärt: Religiöse Stoffe verschwinden fast in der Fülle der anderen. Damit lassen sich im Lande der religionslosen Schule, der Trennung von Staat und Kirche eben keine Geschäfte machen, und leider ziehen jene Stoffe auch in Deutschland die grossen Massen nicht an. Nur der Umstand, dass in gewissen Zeiten und an bestimmten Tagen, vor allem in der Karwoche, das Bedürfnis nach einem ernsteren Stoffe sich regt und andere etwaigenfalls einem polizeilichen Verbote unterliegen, - also wieder hauptsächlich die Geschäftsrücksicht, veranlasst die Aufnahme gewisser biblischer und religiöser Stoffe, deren Zahl indessen gering ist. Leider müssen diese überdies, wie die meisten Passionsspiele, von ernsterem, religiösem Standpunkte aus beanstandet werden. Das kirchliche Leben mit seinen mannigfaltigen Äusserungen existiert für den Kinematographen nicht, höchstens muss es als Dekoration und Hintergrund für dessen schmutzige Bilder des Alltagslebens dienen. Bezeichnend ist noch, dass der Kinematograph nur eine katholische Kirche kennt, und dass die Vertreter der Kirche in den Personen der Priester meist eine zweifelhafte Rolle spielen.

Was ist nun gegen diese Verseuchung unseres Volkslebens zu tun? Wenn man dabei die Parallele zieht, wie viel oder besser wie wenig der Kampf, etwa gegen die Entartung des Theaters oder überhaupt gegen den Schmutz in Wort und Bild, bisher ausgerichtet hat, so möchte man fast daran verzweifeln, ob dem Kinematographenunwesen wirksam gesteuert werden kann. Dieser Kampf ist ja nur ein einzelnes Gefecht in der gewaltigen Schlacht, die auf der ganzen Linie wider Unsittlichkeit und Gottlosigkeit auch in unserem Volke geschlagen wird. Hier kann nur eine sittlich-religiöse Wiedergeburt, eine Erneuerung von innen heraus helfen. Alle äusserlichen Mittel erweisen sich ohne sie machtlos. Allein sie sind dennoch nicht zu entbehren noch zu verachten, denn sie weisen die Wege, auf welchen die guten Mächte vordringen können, um in der Kraft des erneuernden Geistes dem bösen Geiste entgegenzutreten.

In beschränktem Umfange wirkt bereits die Zensur den Ausschreitungen des Kinematographen entgegen: In dem Bereiche des Berliner Polizeipräsidiums ist eine eigene Behörde unausgesetzt damit beschäftigt, neue Films zu prüfen, anstössige zu verbieten und die Aufführungen zu überwachen. Freilich werden damit nur die schlimmsten Auswüchse beschnitten, und ausserhalb Berlins fehlt es fast überall an einer so planmässigen Organisation in Preussen, erst recht in den übrigen deutschen Bundesstaaten. Was in der einen Stadt, was in dem einen Staat verboten ist, kann ruhig an einer anderen Stelle aufgeführt werden. Damit wird es nicht eher besser werden, als bis eine reichsgesetzliche Regelung erfolgt und in Verbindung damit eine Zentralstelle geschaffen wird für die Zensur. Erst dann wird diese eine wirkliche Macht werden. Aus mancherlei Anzeichen lässt sich schliessen, dass die Aufmerksamkeit der Behörden sich immer schärfer dem Kinematographen zuwendet. Aber die gesetzliche Festsetzung der Zensur innerhalb des Reichstages wird sicherlich - nach gewissen trüben Erfahrungen auf ähnlichem Gebiete zu schliessen - noch auf erhebliche Schwierigkeiten stossen.

Neben der Zensur, die immer nur den gröbsten Missbräuchen wehren kann, wäre ein gesetzliches Verbot des Besuches aller allgemeinen, öffentlichen Vorstellungen für Kinder bis zu einer gewissen Altersgrenze, bis etwa zu 16 Jahren, anzustreben. Das Programm der besonderen Kindervorstellungen wäre jedesmal einer genauen Kontrolle zu unterziehen, die von fachlich geschulten Beamten unter steter Fühlungnahme mit Schule und Elternhaus zu versehen wäre. Zu dieser mehr negativen Arbeit, die einen Abwehr- [Abwehrcharakter] und Vorbeugungscharakter besitzt, muss als Hauptaufgabe die positive treten.

Um einen Acker vom Unkraut zu befreien, dazu genügt es nicht, dass man das Unkraut ausreist: das beste Mittel ist - das Ausstreuen guten Samens, der das Unkraut erstickt. Ebensowenig wird es gelingen, die Schmutzliteratur durch blosse Warnungen und gesetzliche Verbote niederzukämpfen: die gute Schrift muss die Schundschrift verdrängen - oder diese wird nie verdrängt werden. Im Kampfe wider den Kinematographen muss ein ähnlicher Weg eingeschlagen werden, soll er irgend welche Aussicht haben und nicht durch Aussichtslosigkeit gelähmt werden. Es ist ein deutliches Zeichen dieser Hoffnungslosigkeit und zugleich echt katholisch gedacht, wenn der Papst es sämtlichen Klerikern unter Androhung scharfer Strafen verboten hat, Kinematographentheater zu besuchen; katholisch ist eben die Weltflucht.

Aber evangelisch ist die Weltüberwindung, die innerliche Umwandlung der Welt mit der Kraft des Evangeliums. Wenn der Kinematograph zu einer Form entartet ist, die eine Flut von Bösem in die Welt hineinleitet, so gilt es, denselben Kinematographen mit gutem Inhalt zu erfüllen und so zu einer Quelle des Guten zu machen. Gewiss ist auch der Kinematograph, ebensowenig wie der Buchdruck, eine teuflische Erfindung, sondern eine Errungenschaft gottgewollter Kultur. Helfen wir nur mit, dass die Macht der Bosheit die gute Gabe nicht verderbe! Entwinden wir sie dem Dienste des Bösen und stellen sie in den Dienst des Guten oder sagen mir deutlicher der Religion und der Kirche

Von einem Kinematographen im Dienste der Kirche habe ich bisher nichts gesehen noch gehört. Wohl hat sich die Kirche der Lichtbilderapparate mittlerweile mehr und mehr bemächtigt, aber sie können mit dem Kinematographen nicht mehr in eine ernsthafte Konkurrenz eintreten. Dem Kinematographen muss die Aufgabe gestellt werden, in das kirchliche Leben der Vergangenheit und Gegenwart einzuführen, um dem dessen unkundigen Volk den Beweis für die gewaltige Lebenskraft und gesegnete Lebensbetätigung der Kirche zu geben. Schon die Innere und die Äussere Mission bieten einen schier unübersehbaren Stoff für kinematographische Aufführungen, die aufklärend, erhebend, veredelnd wirken müssen. Die grossen Männer der Kirche, ihre Taten und Schicksale muss unser Volk liebgewinnen, wenn sie ihm vom Kinematographen lebenswarm und lebenswirklich vorgeführt werden. Hier bietet sich für die kirchliche Kunst eine würdige Aufgabe, das rechte historische Kleid für die Aufführungen zu schaffen.

Die ganze grosse Arbeit bedarf zur erfolgreichen Durchführung der Umspannung und Vereinigung aller kirchlichen Kräfte, mögen sie nun einzelne Personen, freie Vereine, kirchliche Körperschaften oder Behörden sein. In der Wahl der Bundesgenossen sei man vorsichtig, aber auch nicht zu ängstlich. Wo sich nur ernstes, sittliches Streben und ideale Lebensauffassung findet, wo man vaterländische Gesinnung und Freude an tüchtigem Arbeiten und Schaffen antrifft, da versuche man, sie sich anzuschliessen oder sich mit ihr zu verbinden und nehme auch die entsprechenden Stoffe zur Erweiterung des im engerem Sinne religiös-kirchlichen Spielplans auf. Wissenschaftliche, belehrende, unterhaltende Stoffe dürfen nicht fehlen.

Dem Feinde auf eigenem Gebiete den Grund und Boden abzugewinnen, noch besser, die eigene Waffe ihm zu entreissen und sie wider ihn zu kehren - nicht Flucht oder auch nur Zurückhaltung -, wenn hier noch ein Sieg möglich ist, nur auf diesem Wege kann er errungen werden.

Ich schliesse mit dem Worte Konradts:

"Auf das Wie kommt es im einzelnen noch nicht an. Nur muss man endlich an die Lösung dieser brennenden Frage gehen. Und sie lässt sich lösen. Wann wir so weit sind? Ich kann es erwarten und hoffe, es zu erleben. Aber mit jedem Kilometer Film, das auf die weisse Leinwand Mord und Ehebruch und Diebstahl und Lüge wirft, mit jedem neuen Gifttropfen, der in unseren Volkskörper geträufelt wird, wächst meine Hoffnung: Es muss ganz schlimm werden, damit es ganz gut werde.

Man muss siegen wollen, um siegen zu können. Möge es unseren kirchlichen Kreisen an diesem sieghaften Willen nicht fehlenl

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