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#3495

Photographische Mitteilungen., 1891, S. 48-49

[Photographische Mitteilungen. 1891, S.48-49 Vorträge. Verein ...]

Photographische Mitteilungen. 1891, S.48-49

Vorträge. Verein zur Förderung der Photographie, Berlin 17.4.1891

Herr Ottomar Anschütz legt der Versammlung den wiederum verbesserten Schnellseher, nebst einer grossen Anzahl sehr gut gelungener Serien-Aufnahmen aus älterer und neuerer Zeit vor, die Sachen finden, wie bei früheren Vorlagen von Anschütz'schen Leistungen, auch heute verdienten Beifall.

Herr Anschütz knüpfte an diese Vorlage einen längeren Vortrag, in welchem er sich sehr absprechend über die Leistungen Muybridge 's äusserte, soweit dieselben sich aus seinen hiesigen Vorführungen, deren geschicktes Arrangement und grossen Eindruck auf das Publikum er erwähnte, und dem ausgelegten Werke beurteilen liessen. Redner betonte die ungeheure Reichhaltigkeit der Sammlung, aus welcher jedoch nach seiner Schätzung vieles aus technischen und ästhetischen Gründen auszumerzen wäre, er fordert die Fachleute auf, sich durch Vergleichung der beiden Sammlungen davon zu überzeugen, dass seine Leistungen in jeder Beziehung den Muybridge'schen überlegen wären.

Redner bemängelt ferner die Vorführung der Serien - Aufnahmen des Herrn M. in Bewegung, bezweifelt den Nutzen dieser und anderer Leistungen für Kunst und Wissenschaft, wie er mitteilt nach Versicherung von Autoritäten, und bemerkt, dass die Vorführung bewegter Serien in dieser Weise etwas altes und sehr einfaches wäre.

Herr Anschütz bespricht abfällig auch den Serien-Apparat des Herrn Dr. Kohlrausch und wirft dem Herrn vor, seinen (Anschütz)-Apparat, speziell seinen Verschluss discreditiert zu haben, bemerkt jedoch, dass die gerügte Verzeichnung dieses Verschlusses nur bei sehr schnellen Bewegungen eintreten können, bei den schnell bewegten Sachen, welche er photographiert hätte, wäre ihm keine störende Verzeichnung vorgekommen. Redner bemängelt ferner den Schlitzverschluss des Herrn Dr. K. und bemerkt, dass dessen Apparat für vorbeischnellende Bewegungen ungeeignet wäre. (Hierzu sei bemerkt, dass Herr Dr. K. [Kohlrausch] bei seiner Vorführung im V. z. F. d. Ph., seine Apparate auch nur für seine speciellen Zwecke, also für Bewegungen am Orte empfahl.)

Herr Franz Kühn wendet sich gegen die unästhetischen Stellungen der Tiere in den Muybridge'schen Aufnahmen und lobt dagegen die ästhetischen Bewegungen in einer speciell vom Redner mitgebrachten einzelnen Serie von Anschütz, er führt dies darauf zurück, dass M. mit zu kurzer Brennweite arbeite und dadurch Verzeichnungen entständen.

Herr Bruck meint, dass die unästhetischen Bewegungen und Stellungen wohl den Tieren selbst, aber nicht Herrn Muybridge zuzuschreiben wären.

Der Vorsitzende weist auf die im höchsten Grade anerkennenden Urteile, der Muybridge'schen Leistungen von Seiten des Generalfeldmarschall von Moltke, des Herrn Prof. Becker, Präsident der Akademie der Künste und des Herrn A. von Werner, Direktor der Akademie der Künste, Geheimrat Professor Dubois-Reymond (der wie Moltke die Muybridge-Vorstellungen 2 mal besuchte, s. auch Repertorium) und den lebhaften Beifall hin, den gerade die von A. [Anschütz] getadelten Bewegungsbilder im Künstlerverein, wo doch künstlerisch urteilsfällige Leute sind, gefunden haben. Vor allem gebühre Muybridge jedoch das Verdienst, als erster Serien-Aufnahmen gemacht zu haben und als erster solche projiciert zu haben.

Herr O. Anschütz erklärt hierauf, dass er im nächsten Winter ebenfalls Vorführungen machen werde, um zu zeigen, dass Besseres zu leisten möglich wäre.

Herr Prof. Vogel erwidert, dass das Verdienst Mr. Muybridge's dadurch nicht im geringsten verkleinert würde, wenn es anderen nach ihm gelingen sollte, noch Besseres zu leisten.

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