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Photographische Mitteilungen., 1891, S. 115-116

[Photographische Mitteilungen. 1891, S.115-116 Edison Kleine ...]

Photographische Mitteilungen. 1891, S.115-116

Edison

Kleine Mitteilungen: Der Kinetograph

Über die Einrichtung des Kinetographen von Edison (s. p. 100) sagen die immer unfehlbaren politischen Zeitungen: Der Kinetograph ist eine Art Kamera mit einer kleinen Büchse, welche eine Rolle Gelatinehäutchen von 3/4 Zoll Breite und von beliebiger Länge enthält. Das Innere der Kamera ist in gewöhnlicher Weise eingerichtet. Der Gelatinestreifen rollt sich von einer Spindel ab und auf eine andere auf, und währenddem passiert er die Linse der Kamera. Alle 1/46 Sekunde hält er auf einen Moment an. Gleichzeitig öffnet sich der Momentverschluss. In einem Zeitraum, welcher den 46. Teil einer Sekunde beträgt, ist das pliotographische Bild fixiert. Das Ganze ist so eingerichtet, dass in einer Sekunde 46 Aufnahmen erfolgen können. (Stimmt in der Zeit nicht mit dem Vorigen.) Im Übrigen ist die Vorrichtung der Marey 'sehen (s. p. 92 den Artikel Bewegungsstudien) entsprechend. Die Bühne müsste, um solche Aufnahmen zu erlauben, vollkommen tageshell erleuchtet sein. Elektrisches Licht genügte bis jetzt dazu noch nicht, Blitzlicht eher. (Aber wo bleibt der Qualm, wenn in der Sekunde 46 mal geblitzt wird? Red.) Die Reproduktion der Bilder mittelst Zootrop oder Zoopraxiscop ist schon bekannt. Bisher (sagt E.) lag die Schwierigkeit, Handlungen und Bewegungen durch die Photographie darzustellen, darin, dass die einzelnen Teile einer Bewegung nicht mit genügender Genauigkeit und Schnelligkeit aufgenommen werden konnten, um in ihrem Zusammenhange ein tadelloses Bild der zu reproduzierenden Bewegung zu geben. Zur Illustrierung seiner Erklärungen zeigte Edison dem Korrespondenten eine Rolle Gelatinestreifen, die einem Kinetographen entnommen war. Auf den Streifen befand sich die photographische Aufnahme eines in Edisons Laboratorium angestellten Burschen, der seinen Hut abnahm und sich verbeugte. Die einzelnen Aufnahmen hatten die Grosse eines halben Zolles und waren einen Zoll von einander entfernt. Zwischen der ersten Aufnahme und der letzten, der kompletten Bewegung, waren Hut und Bewegung des Jungen vollkommen uiiterscheidbar und in den einzelnen aufeinanderfolgenden Bildern kein wesentlicher Unterschied der Positionen wahrnehmbar. Im ersten Bilde war der Hut auf dem Kopfe des Jungen und die Hand an der Seite. Die Hand näherte sich indes in den folgenden Bildern immer mehr und mehr dem Kopfe, der sich nach und nach vorwärts neigte, bis der Hut abgenommen und die Verbeugung vollendet war, worauf der Hut wieder auf dem Kopfe des Jungen sass. Diese Erzählung von der Serienaufnahme eines hutabnehmenden Jungen dürfte kaum überraschen. -

Solche Aufnahmen bei Tageslicht sind schon früher gemacht worden. Mr. Edison möge uns erst beweisen, dass ihm eine wirkliche Wiedergabe einer Opernaufführung gelungen ist. Davon berichten uns bis jetzt die Reporter nicht das Mindeste. Red.

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