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Photographische Correspondenz, 1891, S. 31-34; 4 Abb

[Photographische Correspondenz 1891, S. 31-34; 4 Abb. Der ...]

Photographische Correspondenz 1891, S. 31-34; 4 Abb.

Der Chromophotograph des Obersten Siebert (1).

Dieser Apparat wurde zur Verwendung bei ballistischen Versuchen construirt; er gehört zur Classe der Multiplicator-Cameras, bei welchen die Aufnahmen mittelst einer grösseren Anzahl Objective gleichzeitig vorgenommen werden. Der Apparat (Fig. 1-3) besteht aus sechs, auf einem gemeinschaftlichen Gestelle befestigten Cameras, deren Verschlüsse von der Camera selbst unabhängig sind, und einem Mechanismus, um die Verschlüsse in bestimmten Zeitintervallen nacheinander auslösen zu können.

Die sechs Cameras sind in Form eines Sechseckes (Fig. 2) auf einem verticalen Brett befestigt, welches entsprechende Einschnitte für die Objective enthält. Vor diesem verticalen Brett befindet sich eine runde Scheibe A (Fig. 2), in der Mitte ausgehöhlt und mit sechs Öffnungen versehen, welche mit jenen des verticalen Brettes correspondiren. Auf dieser Scheibe sind die Momentverschlüsse angebracht. Diese bestehen aus je zwei Schieberpaaren, wovon das eine zum Öffnen, das andere zum Schliessen der Objectivöffnung dient. Jedes Schieberpaar wird durch ein specielles, hebelförmiges Zwischenstück O gehalten, und sind diese Schieber symmetrisch beiderseits der Scheibe B angebracht, und zwar auf einer Seite alle jene, welche mit dem Öffnungs-Schieberpaar, auf der anderen Seite alle jene, welche mit dem Schliessungs-Schieberpaar in Verbindung stehen. Wenn man den einen Hebel (O) eines Verschlusses hebt, werden die Öffnungsschieber durch die starken Federn J rasch geöffnet; hebt man den zweiten Hebel, so werden die Schliessungsschieber ebenso schnell geschlossen.

In der Mitte der Scheibe A befindet sich eine zweite massive Scheibe, welche durch ein Uhrwerk mit Gegenwicht und Regulator in gleichmässige Bewegung versetzt werden kann. Auf dieser Scheibe B sind jene Constructionstheile angebracht, welche im entsprechenden Augenblicke auf die Hebel O der Verschlüsse zu wirken haben.

Die Scheibe A mit allen ihren Theilen ist getrennt von den Cameras auf einem eigenen Fusse montirt. Die Verbindung zwischen den Objectiven und den Öffnungen der Momentverschlüsse in der Scheibe A bewirken lichtdichte Ärmel. Der ganze Verschlussmechanismus wird durch einen Deckel D (Fig. 3), welcher nur die den Objectiven entsprechenden Ausschnitte enthält, vor Beschädigung geschützt.

Dieser Apparat dient zur Aufnahme relativ langsamer Bewegungen, wie jene von abgeschossenen Torpedos, Rücklauf von Geschützen beim Schusse, Esplosion fixer Torpedos etc., und muss daher specielle Vorrichtungen besitzen, welche es gestatten, das aufzunehmende Object auf elektrischem Wege in Bewegung zu setzen, resp. abzufeuern und hierauf nach einer bestimmten Zeit das aufeinander folgende Öffnen und Schliessen der Objectivöffnungen zu bewirken. Diese verschiedenen Resultate werden durch die Einrichtung der beweglichen Scheibe B erreicht. Der Umfang der Scheibe B ist in 100 gleiche Theile getheilt, und befindet sich auf dem 0-Punkt ein fixer Ansatz D, welcher das Öffnen der Verschlüsse mittelst der Hebel (O) derselben bewirken soll. Die zwei anderen am Umfange befindlichen Ansätze C und E sind Läufer und können auf jedem Punkt der Theilung festgestellt werden. Den Läufer C für die Zündung bewegt man, vom 0-Punkt ausgehend, in einem der Bewegung der Scheibe entgegengesetzten Sinne. Je entfernter man ihn vom O-Punkte stellt, desto länger wird das Zeitintervall zwischen Zündung und Inthätigkeittreten des ersten Verschlusses verstreichen. Der andere Läufer K wird in der Richtung der Bewegung verstellt; er hat die Aufgabe, die vom Ansatz D geöffneten Verschlüsse wieder zu schliessen.

Die Glosse des Intervalls zwischen D und E bestimmt die Dauer der Belichtung. Andererseits kann die Schnelligkeit der Rotation der Scheibe mittelst eines Centrifugal-Regulators beliebig geregelt werden, so dass alle möglichen Combinationen der Belichtung zulässig sind.

Bei einem vorgenommenen Versuche drehte sich die Scheibe B zweimal in einer Secunde; es entsprach daher jeder Theilstrich 1/200 Secunde. Der Läufer C für die Zündung wurde auf 50 Theilstriche vorgesetzt, nach der Zündung vergingen daher 50 x 1/200 = 1/4 Secunde, bevor die erste Aufnahme gemacht wurde. Der Läufer E für das Schliessen der Verschlüsse befand sich auf einem Theilstriche hinter dem Ansatze D; die Belichtungszeit für jede Aufnahme betrug daher 1/200 Secunde. Ansatz D und Läufer E wirken mittelst zeigerförmiger Ansätze auf die Hebel der Verschlüsse, die Ansätze befinden sich im Ruhezustande nicht in den Ebenen der Verschlusshebel und können daher keine Wirkung ausüben. Es wird aber gleich gezeigt werden, wie diese Ansätze im gewünschten Augenblicke in die Ebenen der Hebel übergeführt werden und diese nacheinander heben.

Die Functionirung des Apparates geschieht nun folgendermassen: Nachdem die Stellung der Läufer fixirt und die Verschlüsse gespannt wurden, wird die Platte B in Bewegung gesetzt. Diese nimmt erst nach einiger Zeit die geforderte Bewegungsgeschwindigkeit an; ist dieser Augenblick erreicht, so wird durch den Druck auf eine Kautschukbirne die ganze Reihe der aufeinander folgenden Operationen eingeleitet. So lange dieser Druck auf die Kautschukbirne nicht stattgefunden hat, läuft die Scheibe B leer; sobald jedoch der Druck ausgeübt wird, wird erst das Abfeuern und dann automatisch die Überführung der Ansätze der Läufer in die Ebene der Verschlusshebel bewirkt. Sobald die letzte der sechs Aufnahmen stattgefunden hat, werden die Läufer automatisch ausser Thätigkeit gesetzt, und die Scheibe B dreht sich leer weiter.

Zur Illustration der Wirkungsweise des Apparates dient die schematische Zeichnung (Fig. 4), welche nach chromophotographischen Aufnahmen hergestellt wurde. Sie stellt einen abgeschossenen Torpedo dar, welcher sich mit 20 M. in der Secunde fortbewegte. Derselbe wurde aus einem Rohre abgeschossen und durchschlug in seiner Bewegung mehrere vertical aufgestellte Schirme. Die sechs nacheinander folgenden Aufnahmen zeigen die jeweilige Stellung und Lage des Torpedos vom Moment des Abfeuerns bis zum Moment, wo er auf die Wasserfläche auftrifft.

Fig. 1. Chromophotographischer Apparat, von rückwärts gesehen.

Fig. 2. Details des Chromophotographen. - A Verschlussscheibe. - B rotirende Scheibe. - C Läufer für das Abfeuern. - D freier Zeiger für das Öffnen der Verschlüsse. - E beweglicher Zeiger für das Schliessen der Verschlüsse. - 1, 2, 3, 4, 5, 6 die sechs Verschlüsse. - 1. Stellung des offenen Verschlusses für das Einstellen. - 2,3,4,5. Scheibe für das Öffnen auseinander geschoben, um jene für das Schliessen sichtbar zu machen. 6 armirter Verschluss zum Auslösen bereit. - iiiiii Federn der Verschlüsse. - o o o o o o Auslösung, Hebeln der Scheiben für das Öffnen (jene für das Schliessen ist durch erstere markirt.)

Fig. 3. - Apparat von vorne gesehen. - A Gegengewicht. - B Regulator. - C Zahnradübertragung. - DD Platte, welche den Mechanisrnns deckt. - E Auslösung.

Fig. 4. Torpedo, schlecht abgeworfen. Torpedo, gut abgeworfen.

(1) La Nature l890. pag. 151.

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