Full Document


#3423

Photographische Korrespondenz., 1890, S. 242

[Photographische Korrespondenz. 1890, ...]

Photographische Korrespondenz. 1890, S.242

L.S.

Elektrotachyskop von Ottomar Anschütz.

Montag den 21. und Dienstag den 22. April d. J. ist an alle Mitglieder der Photographischen Gesellschaft in Wien die freundliche Einladung ergangen, dieses in den Räumen der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt leider nur für kurze Zeit ausgestellte sinnreiche Instrument zu besichtigen. Die Einrichtung besteht in einem Kasten (wie wir vorläufig andeuten wollen), der innen mit Rädern versehen ist, auf deren äusserem Band die Glasbilder in richtiger Reihenfolge angebracht sind und die im Momente, als sie an dem von aussen zu betrachtenden Guckloche, das dem Ausschnitte nach etwa einem Cabinetbilde entspricht, vorüberfliegen, von einem elektrischen Funken von der Rückseite beleuchtet werden. Jede einmalige Umdrehung bringt die ganze Serie zur Ansicht, und man gewinnt den Eindruck, als ob sich die Figuren bewegen würden.

Das erste Bild zeigte einen Hund im vollen Laufe; das zweite einen Mann, der auf einem Schiebkarren Kinder führt, welche die Hüte sckwenken; das dritte Bild stellte vier im scharfen Schritte marschirende Soldaten vor; das vierte Bild Springer, die mittelst Anlaufbrett über einen Mann hinwegsetzen; das fünfte Bild zeigte einen Reiter, der im kühnen Sprunge ein Hinderniss nimmt. Bei der Berührung des Fussbodens durch die Vorderhufe des Pferdes wirbelt der Staub auf; das sechste Bild gibt einen Tabakschnupfer in seiner patriarchalischen Thätigkeit.

Ausserdem waren viele Bilder von Anschütz in Albumindruck zur Besichtigung aufgestellt, worunter mehrere sehr graziöse weibliche Actstudien, die ihre Bildwirkung - nach einer uns gewordenen Erläuterung - dem Umstände verdanken, dass sie ebenfalls vergrösserte Momentaufnahmen von in Bewegung befindlichen Modellen sein sollen.

Das Elektrotachyskop ist dem Principe nach die Stroboskopische Scheibe, wie wir sie in unserer Jugend gesehen haben; aber mit welchem Raffinement wird hier die Sinnestäuschung bewirkt: man könnte an Zauberkünste glauben, wenn es nicht feststünde, dass Lebewesen auch heutzutage nicht auf chemisch-physikalischem Wege erzeugt werden.

Please enable Javascript

 

This site only works with Javascript enabled. Please check your browser settings and then reload this page. Thank you.