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#2400

Meyers Konversationslexikon, 1852, Bd. 40, S.678-679

[Meyers Konversationslexikon 1852, Bd.40, ...]

Meyers Konversationslexikon 1852, Bd.40, S.678-679

Stroboskopische Scheiben (optische Dreh- [Drehscheiben] oder Zauberscheiben),

ein von Stampfer 1833 in Wien erfundener Apparat, das Nachklingen (wenn man von Lichteindrücken so reden darf) eines Lichteindruckes im Auge auf eine interessante Weise zu zeigen. In den Art. [Artikeln] Gesicht, Auge wurde nämlich gezeigt, dass Lichteindrücke, Farbeneindrücke nicht sogleich wieder verschwinden, sondern das diese Empfindung eine bestimmte Zeit andauert, dass es aber auch einer bestimmten Zeit bedarf, solche zu empfinden. Dahin gehört unter Anderem die Empfindung eines feurigen Kreises, wenn man eine glühende Kohle im Kreise an einem Faden herumführt, u. A. Ungeachtet nämlich die Kohle nicht zugleich oben u. unten seyn kann, so bildet sich denn doch ein vollständiger Kreis für unsere Empfindung durch das Nachempfinden, und diesem ähnlich steht es mit unserem Apparate. Wird eine runde Pappscheibe von etwa 8 - 10 Zoll Durchmesser an einem horizontalen Eisenstifte, der auf einer Handhabe winkelrecht ruhte herumgedreht und ist diese Scheibe mit einer Anzahl viereckiger rechtwinkliger Öffnungen von 3/4 Zoll Höhe und 1/2 Zoll Breite an ihrem Umfange auf der einen Seite mit einer Anzahl Figuren versehen, die das Ganze vor einen Spiegel gehalten in demselben wahrnehmen lassen, wenn man durch jene Öffnungen blickt, so nehmen diese Bilder dieselbe Drehung an, wie die Scheibe. Dabei werden die Eindrücke auf die Netzhaut des Auges durch die zwischen den Einschnitten liegenden Theile der Scheibe unterbrochen, und obgleich immer alle Bilder der Scheibe sichtbar sind, so werden doch diejenigen vorzugsweise beobachtet, welche dem Auge gerade gegenüber, also einer Öffnung am nächsten sich befinden. Dreht man rasch um, dann dauert die Empfindung des gesehenen Bildes so lange, bis ein anderes Bild das erstere verdeckt, u. es hat dann dass Ganze den (trügerischen) Anschein, als hätten die Figuren während ihres Sichtbarseyns ihre Stellung verändert und eine von der Scheibendrehung verschiedene, nach der Peripherie derselben gehende hüpfende Bewegung. Das Ganze dient mehr zur Belustigung, als zu wissenschaftlichen Zwecken. Je grösser die Breite der Öffnungen ist, desto bleibender ist dabei der Eindruck und die Täuschung, als änderten die Bilder ihre Stellungen; je kleiner dagegen die Öffnungen, desto undeutlicher der Eindruck von einer einzelnen Figur. Der Abstand der Öffnungen von einander ist gleich, und am dienlichsten sind sie gleichweit von einander, wofern eine regelrechte gleichmässige Drehung Statt haben soll. Es müssen wenigstens fünf Bilder in der Sekunde vor dem Auge vorübergeführt werden, wenn man das Nachklingen, also die Dauer eines Lichteindruckes im Auge zu 0,2 Sekunde annimmt. Dass die Bilder ein zusammengehöriges Ganzes bilden müssen, versteht sich von selbst, ebenso, dass das letzte sich dem ersteren gehörig anschliesst, und alle Figürchen eine Reihe, z. B. tanzender Personen, eine Baumgruppe mit Häusern u. dergl., ausmachen.

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