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#2398

Meyers Konversationslexikon, 1844, Bd. 10, S.227-228 (mit Bildern)

[Meyers Konversationslexikon 1844, Bd.10, S.227-228 (mit ...]

Meyers Konversationslexikon 1844, Bd.10, S.227-228 (mit Bildern)

Camera obscura,

war anfänglich, was der Name besagt, ein dunkles Zimmer, welches irgendwo, z. B. in einem Fensterladen, eine kleine Öffnung hatte, der gegenüber ein weisser Schirm die durch die Öffnung einfallenden Bilder der ausserhalb befindlichen Gegenstände auffing. Später setzte man in jene Öffnung eine Konvexlinse von 1 Fuss oder mehr Brennweite, um recht deutliche Bilder zu erhalten. Ein Blatt Papier im Brennpunkt der Linse gehalten, zeigt dann die ausserhalb befindlichen Gegenstände mit scharf begrenzten Konturen in schöner Farbe wieder, und man ist im Stand, solche zu entwerfen. Das Bild erscheint jedoch hierbei verkehrt, was wohl zu den weiter unten folgenden Änderungen Anlass gegeben haben mag. Ferner ist es gut, wenn das Papier, auf welchem das Bild entworfen werden soll, auf dem Ausschnitt einer Kugelmütze gespannt wurde, die mit der Linsenoberfläche kongruent ist, um nicht verzerrte Bilder zu erhalten. Soll das Bild von mehren [mehreren] Personen zugleich gesehen werden, so muss ein Spiegel unter einer Neigung von 45° dasselbe auffangen, und einer horinzontalen [horizontalen], weissen Unterlage, z. B. einem Tisch zuwerfen. Da nun nicht überall ein solches dunkles Zimmer anzubringen ist, so hat man darauf gedacht, dasselbe tragbar zu machen, und konstruirt deshalb tragbare dunkle Zimmer in folgender Weise.

A B E F, ein Kasten von Holz, trägt (Fig. 3) in der Wand A B eine konkavkonvexe Linse, zugleich einen Spiegel C B, beides in einer Röhre xy, welche mittelst einer gezähnten Stange z höher oder tiefer gestellt werden kann. Auch hat der Spiegel C D selbst ein besonderes Scharnier D, um seine Stellung verändern zu können. Was die Glaslinse betrifft, so schlägt man vor, dem Radius der hohlen Seite zu dem der konvexen ein Verhältnis von 5:8 zu geben. Der Kasten selbst muss gross genug seyn, um des Zeichners Kopf sammt Hand aufnehmen zu können. Über diesem hängt dabei ein Vorhang, jedem Licht den Zugang zu verwehren. Der Gegenstand M N wirft sein Bild auf den Spiegel C D, von welchem die Strahlen durch die Glaslinse (Meniscus) dem Zeichner nach E und F zugeführt werden. Eine andere sehr gewöhnliche Einrichtung stellt die Fig. 4 vor. In dem Kasten A G steckt eine Röhre B F, welche mittelst einer gezähnten Stange sich herausschieben und zurückziehen lässt. Letztere trägt, wie vorhin, einen Meniscus, dessen hohle Seite dem zu betrachtenden Gegenstand unmittelbar zugekehrt steht. Der Spiegel ss, welcher die Lichtstrahlen durch I empfängt, hat eine Neigung von 45° zu A H, und die obere Seite des Kastens lässt sich theilweise öffnen, indem ein Theil der Decke M N mittelst eines Gewindes aufgehoben werden kann. Unter diesem befindet sich ein mattgeschliffenes, horizontalliegendes Glas D N, welches die von ss zurückgeworfenen Lichtstrahlen auffängt, die dann auf mit Öl getränktem Papier, oder auf Seidenpapier nachgezeichnet werden können. Hier wird also das Bild aufwärts, dort bei der ersten Einrichtung niederwärts reflektirt. Jene dient deshalb zu öffentlichen Ausstellungen, indem man die C. o. auf die Spitze eines Hauses befestigt, um Landschaften im Grossen, Panorama's u. a. darzustellen. Die zu diesem Behuf oft nöthig werdende Rotation des Spiegels wird durch eine gezähnte Stange und ein Getriebe bewirkt. Das Bild kann dann auf einem mit Tuch überzogenem Tisch aufgefangen werden, dessen Fläche einerlei Radius mit der Kugel hat, aus der die Linse genommen wurde. Es ist nicht schwer, das Bild aufrecht zu stellen, wenn man nur ein rechtwinkliges Prisma vor die Linse bringt.

Camera clara ist von dem zuletzt beschriebenen Apparat nur dadurch verschieden, dass man eine Glaslinse von nicht grosser Brennweite, statt des mattgeschliffenen Glases, anwendet, um auf derselben das Bild abzuzeichnen. Bevor die Camera lucida durch Wollaston erfunden war, blieb die Camera obscura das zweckmässigste Mittel, um richtig und schnell Zeichnungen von Landschaften u. andern Gegenständen zu entwerfen; auch wird letztere immer noch angewandt u. der Camera lucida vorgezogen, sobald ein etwas grösseres Bild von einem Gegenstand entworfen werden soll, indem Wollastons Vorrichtung stets nur kleine Bilder gibt. - Eine besondere Einrichtung der dunklen Kammer ist das sogenannte Megaskop (s.d. [hier nicht]). Bei diesem ist der Abstand des Bildes hinter der Linse grösser, als die Entfernung des Objekts vor derselben.

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