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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionsverfahren, Halle, 1914, S. 150-159 [Ausschnitt S.151-157]
[Jahrbuch für Photographie und Reproduktionsverfahren, Halle ...]
Jahrbuch für Photographie und Reproduktionsverfahren, Halle 1914, S.150-159 [Ausschnitt S.151-157]
Geschichte
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durch seine neue Methode, künstliche Leuchtsteine herzustellen, indem er Kalksalze mit Salmiak in einem Tiegel glühte ("Memoires de l' Acad. royale de Science", 1692-94), bereits weiteren Kreisen bekannt geworden ist. Nach Eder hat Homberg indirekt den Anstoss zur Entdeckung des ersten photographischen Prozesses mit Silbersalzen gegeben, während er aber nach Fritz derjenige sein soll, dem wir die Erkenntnis der Veränderung der Silbersalze oder richtiger gesagt, des Silbernitrats, im Lichte zu danken haben. Am 4. September 1694 nahm Homberg eine kleine Büchse aus Ochsenknochen, tauchte sie in verdünnte Salpetersäure, in der Silber aufgelöst war, und stellte sie in die Sonne, wobei er ein Schwarzwerden der Büchse beobachtete. Felix Fritz entnahm diese Mitteilung dem Buche des Joanne-Baptista du Hamel "Regiae Scientiarum Academiae Historia", welches bereits in dem Jahre 1700 bei Thomas Fritsch in Leipzig erschien. Auf Seite 331 dieses Buches heisst es wörtlich: "Idem 4. die Septembris pyxidem ex ossibus bovinis factam exhibuit variis distinctam coloribus. Ossa aquae forti debilitatae, in qua argentum exsolutum fuerat, ante immersa, tum Soli exposita, atro colore infecta et tomata, instar marmoris erant variegata". Fritz folgert daraus, dass Homberg als der Entdecker der Lichtempfindlichkeit der Silbersalze anzusehen sei, und dass Schulze mit seinen interessanten Versuchen erst an zweiter Stelle zu nennen wäre ("Chem.-Ztg." 1914, Nr. 22, S.246 u.247). (Hierzu ist zu bemerken, dass Glauber im Jahre 1658 die Fähigkeit der Silbernitratlösung, Holz, Pelzwerk und Gefieder schwarz zu färben, zuerst angab, und dass Homberg in der nunmehr aufgefundenen Stelle Gegenstände aus Bein durch Tränken mit Silbernitratlösung und Aussetzen an die Sonne schwarz beizte; er nahm jedoch nicht im geringsten Notiz von der Entstehung von [Lichtbildern] Licht- und Schattenbildern oder irgend einer anderen photographischen Bilderzeugung mit Hilfe des Sonnenlichtes auf den mit Silbernitrat gebeizten Knochen. Dagegen konstatierte Schulze 1727 nicht nur die wahre Lichtempfindlichkeit der Silbersalze, unterschied die Lichtwirkung von der Wärmewirkung der Sonnenstrahlen und benutzte als Erster die Lichtempfindlichkeit der Silbersalze zur Herstellung von photographischen Kopien auf silberhaltigem Kreideschlamm, wie ich in meiner "Geschichte der Photographie", 3. Aufl., 1905, S. 51, und unter genauer Angabe der lateinischen Originalabhandlung Schulzes und ihre wörtliche deutsche Übersetzung in meinen "Quellenschriften zu den frühesten Anfängen der Photographie" 1913 (Halle a. S.) angab. Homberg hat durch seine Angabe über das Schwarzbeizen von Knochen nicht den geringsten Anstoss für die Erfindergeschichte der Photographie gegeben, und das Verdienst Schulzes bleibt durch die obige Angabe ungeschmälert. Eder.)
Die Geschichte der Photographie in Bildern, verfasst von J. M. Eder. Verleger: Nettel-Kamerawerk, G.m.b.H., und Neue Photographische Gesellschaft, A.-G. "Man kann nicht genug den Sinn für das photographische sowie photochemische Fach wecken, darum ist das Unternehmen der Firmen Neue Photographische Gesellschaft, A.-G. in Berlin-Steglitz, und Nettel-Kamerawerk, G.m.b.H. in Sontheim a. Neckar, die Kenntnisse zur Geschichte der Photographie zu fördern, äusserst zu begrüssen. J. M. Eder und die für den Bromsilberdruck vorbildliche Neue Photographische Gesellschaft haben sich zu diesem schönen Werke vereint, das im Bilde die Porträte, im Texte die kurzgefasste Geschichte der bedeutendsten Männer des Faches bringt" ("Deutsche Phot.-Ztg." 1913).
Ein Beitrag zur Geschichte der Kinematographie von Karl Albert siehe "Phot. Korresp." 1913, Nr. 632.
Zu den Vorläufern auf dem Gebiete der Kinematographie ist nach einem Berichte in "Phot. Ind." 1913, S. 792, welcher F. Paul Liesegang zum Verfasser hat, der Amerikaner Wallace Goold Levison aus Brooklyn zuzählen [zu zählen], welcher noch vor der Publikation des Mareyschen Serienapparates einen Plattenapparat für Serienaufnahmen herstellte, der ruckweis arbeitete. Levison sprach damals den Gedanken aus, dass die gleiche Transportvorrichtung auch für Negativbänder verwendbar sei. Am 13. Juni 1888 legte Levison in der Academy of Photography zu Brooklyn diesen Apparat vor, den er ein Jahr zuvor hergestellt hatte. Der Apparat sollte insbesondere zu physiologischen Studien sowie auch astronomischen Zwecken dienen. Er brachte die Platten, die das Format 8 1/4 x 10 3/4 cm hatten und bei Tageslicht ausgewechselt werden konnten, auf den Abteilungen einer polygonalen Trommel unter und gab dieser durch einen eigenartigen Schneckentrieb eine ruckweise Bewegung. Jedesmal, wenn sich die Trommel in Ruhestellung befand, löste ein Elektromagnet den Verschluss aus und bewirkte die Belichtung der dem Objektiv gegenüber befindlichen Platte. So konnte eine rasche Folge von Aufnahmen gemacht werden; das vorgeführte Modell war für zwölf Bilder bestimmt. In dem amerik. Pat. Nr. 278249 vom 25. Juni 1888 erwähnt Levison auch die Verwendung von Filmbändern
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Für den verstorbenen J. Marey in Paris, der als Physiologe die Bewegungserscheinungen von Menschen und Tieren mittels Chronophotographie in Serienbildern zuerst erforschte, und welcher sich um die Kinematographie grösste Verdienste erwarb, woraus sich eine der grössten photographischen Industrien entwickelte, soll durch den Gemeinderat in Paris ein Denkmal im Parc des Princes errichtet werden, wo er während vieler Jahre seine physiologische Station hatte ("La Photographie" 1914, Nr. 1).
Zum 100jährigen Jubiläum des Jods. Vor 100 Jahren entdeckte der Apotheker Bernard Courtois in Dijon ein neues Element, das Jod, welches nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Photographie eine grosse Rolle spielt. Dieses Jubiläum wurde durch Enthüllung einer auf diese Entdeckung bezughabenden Gedenktafel an dem Hause Rue Monge in Dijon festlich begangen ("Phot. Korresp." 1914, S. 46).
Am 2. Mai ]887 meldete der arme kleine Geistliche Hannibal Goodwin in Amerika ein Patent auf Films an, welches die Grundlage der gegenwärtigen, insbesondere von der Eastman Kodak Co. ausgeführten Filmfabrikation bildet. Durch ein eigentümliches Vorgehen verschiedener Prüfer wurde sein Patent mehrmals zurückgewiesen, so dass es erst nach 11 Jahren als amerikanisches Patent Nr. 610861 rechtskräftig wurde. Mittlerweile hatte die Kodak Co. ihre Films mit grösstem Erfolg und Gewinn fabriziert. Goodwin strengte einen Patentprozess gegen die Kodak Co. an; er starb aber am 31. Dezember 1900, und der Prozess wurde mit kapitalistischer Hilfe weitergeführt. Es dauerte dann weitere 11 Jahre, bis die Entscheidung fiel, dass von Goodwins Patent fünf Ansprüche aufrechterhalten wurden. Dann gewann die Goodwin Film and Camera Comp. ihren Patentprozess in erster und zweiter Instanz. Die Ersatzansprüche der Goodwin-Comp. sollen enorm hohe sein ("Phot. Ind." 1914, S. 409).
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Am 19. November 1913 starb in Berlin der Fachschriftsteller K. W. Wolf-Czapek im Alter von 36 Jahren. Von ihm stammen ausser Neubearbeitungen einiger Bücher folgende Werke: "Die Kinematographie
(Dresden 1908, 2. Auflage, 1911), "Angewandte Photographie in Wissenschaft und Technik" (4 Bände, Berlin 1911). Ein bemerkenswerter Artikel aus seiner Feder findet sich auf S. 3 dieses "Jahrbuches".

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