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#1045

Dinglers Polytechnisches Journal., 1889, Bd. 271, Heft 12, S. 560-561

Die wissenschaftliche Ausstellung der 61. Versammlung deutscher Naturwissenschaftler und Ärzte in Cöln.

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Ottomar Anschütz in Lissa, bekannt durch seine Momentphotographien, welche über die Bewegung der Thiere zuerst näheren Aufschluss gegeben haben, hat den bisher als Spielzeug für Kinder am meisten verwendeten stroboskopischen Cylinder benützt, um dem Auge die naturwahre Wiedergabe von Bewegungen vorzuführen. Der sogen. "kleine Schnellseher", im Gegensatze zu dem von ihm in Berlin ausgestellten "elektrischen Schnellseher", ist mit einer passenden Antriebsvorrichtung versehen, durch welche es ermöglicht wird, demselben dauernd eine gleichmässige, der jedesmal zur Darstellung zu bringenden Bewegung entsprechende Umlaufsgeschwindigkeit zu geben. Der Apparat ist mit drei Reihen von 19, 20 und 21 Schlitzen versehen. Die übliche Anbringung von 12 Schlitzen genügt zur naturgetreuen Wiedergabe von Bewegungen durchaus nicht, da fast keine in der Natur vorkommende Bewegung durch nur 12 Einzelbilder lückenlos und stetig fortschreitend zur Darstellung gebracht werden kann. In dem unteren Theile des Metallcylinders befinden sich auf einem Papierstreifen 20 auf einander folgende Momentaufnahmen einer Bewegung. Die Schlitzreihen mit 19 und 21 Spalten sollen namentlich im Unterrichte zur eingehenden Erklärung des stroboskopischen Prinzipes dienen, indem die Bilder durch die ersteren betrachtet rückwärts, durch die letzteren vorwärts laufend erscheinen, während durch die der Bildzahl entsprechenden 20 Schlitze betrachtet die Gegenstände ihre Bewegung auf der Stelle auszuführen scheinen. Ebenso zeigen sich z. B. durch die 20theilige Schlitzreihe betrachtet, die Spalten der 19theiligen Reihe rückwärts, diejenigen der 21theiligen vorwärts laufend. Durch die solide Ausführung und die Herstellung in Metall ist dem Übelstande der älteren stroboskopischen Cylinder abgeholfen, wonach die Bilder beständig schwankten, was einen äusserst störenden Eindruck machte. Der Apparat gestattet mehreren Personen zugleich die betreffenden Bewegungen zu beobachten. Wie lehrreich diese Auflösung der Bewegungen ist, wird Jeder sofort zugeben, der die 20 Momentbilder gesehen hat, welche ein Pferd im Schritte, Trabe, Galoppe oder Sprunge darstellen; gewiss wird er zugeben, dass er einige der Stellungen nie vermuthet hätte.

Wer sich mit der Photographie eingehender zu beschäftigen gedenkt, erhält den gewünschten Aufschluss durch die zahlreiche, das ganze Gebiet der Photographie umfassende Literatur, welche von Liesegang in Düsseldorf verlegt worden ist.

Apel in Göttingen construirte ein Phonoskop, welches gestattet, das Vorhandensein eines Tones von bestimmter Tonhöhe auf grosse Entfernung sichtbar zu machen; namentlich eignet es sich auch zur ohjektiven Darstellung der Obertöne eines Klanges und zur Analyse eines aus mehreren Tönen zusammengesetzten Klanges. Ist das Phonoskop mit einem Theilkreise versehen, so lässt sich damit auch die Stärke des Tones bestimmen und so das akustische Verhältniss eines geschlossenen Raumes feststellen. Das nach Grimschl's Construction angefertigte Phonometer mit Spiegelablesung lässt die Tonstärke in exacterer Weise bestimmen, als das vorige Instrument.

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