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#461

Berliner Börsen-Courier, 27.04.1913, Nr. 195

Aus den Cines-Theatern

Die römische Cines-Gesellschaft, die eine Expansion grossen Stils in Berlin anstrebt, hat gestern ihr zweites Theater in der Reichshauptstadt eröffnet. Die frühere Ausstellungshalle, die seit ihrem Bestimmungswechsel nicht gerade vom Glück verfolgt worden ist, hat gar keine grosse Umgestaltung gebraucht, um sich aus dem Theater Gross-Berlin in den Cines-Palast zu verwandeln. Nur ein Vorführungsraum hat umgebaut werden müssen, der sich der Deckendekoration jedoch geschickt einfügt. Den Eröffnungsspielplan beherrscht zunächst auch hier "Quo vadis", das den grössten Publikums- [Publikumserfolg] und Kassenerfolg aller bisherigen Filmendramen überhaupt gebracht hat. Das Nollendorf-Theater, das das szenisch glänzende Werk über 100 Mal geben konnte, kam gestern zum ersten Male mit einem gemischten Programm. Im Vordergrund derselben steht der Cinesfilm "Juma" [Zuma], das fesselnde Drama einer Schlangentänzerin, das die römischen Darsteller wieder in brillanten Rollen zeigt. Weniger glücklich ist die Cineshumoreske "Vergebene Liebesmühe". Als sie versehentlich wiederholt wurde, gab es ein Hausschlüsselkonzert, wie man es in einem Berliner Kino bisher noch nicht erlebt hat. Auch einen deutschen Film bringt das Programm, der auf einem russischen Edelhof spielt. In der Hauptrolle des ganz auf Kolportageromantik gestellten Dramas trifft man das begabte Fräulein Wittenberg, das sich für die Filmdarstellung eine unerfreuliche Art mimischer Monologe zurechtgelegt hat. Ganz traurig ist das Deutsch der Zwischentitel. Dafür entschädigten Szenen von grosser Spannung und glücklichem Bodenkolorit.

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